1906 -
München
: Oldenbourg
- Autor: Kronseder, Otto
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Bayern
6. Das Land unter der Herrschaft der Römer.
25
Zeit zuerst die germanischen Eroberer, dann die christlichen Sendboten vorgedrungen sind. Indem wir die Hauptstraßen oerfolgen, werden wir auch zu den wichtigeren Niederlassungen gesührt, deren Lage ebenfalls zum großen Teil für die Entstehnng der Städte in der bayerischen Periode bereits entscheidend war.
Über den Brenner als niedrigsten Paß der Tauernkette, den nur mit Saumtieren vorher die Händler überschritten hatten, zog die Hauptstraße von Italien nach Rütien, die schon unter Drusus ausgesteckt, unter dessen Sohne, dem Kaiser Klaudius, vollendet und nach ihm Claudia Augusta benannt ward. Sie führte von Trient über Endidae (Egna, Neumarkt), Pons Drusi (bei Bozen), Sublavio (©eben), Vipitenum (Sterzing), wovon das Wipptal den Namen trügt, Matreium (Matrei) nach Veldidena (Wilten, Vorstadt von Innsbruck), einem Verkehrsknotenpunkte von nicht geringerer Wichtigkeit als heute. Deuu westlich giug hier die Straße nach Bregenz (Brigantium) ab, nicht über den Arlberg, sondern über Lermoos, Reutte, dann in nicht nachzuweisender Richtung über Jmmenstadt. Nordwestlich gelangte man nach Augsburg über Scarbia (wahrscheinlich Scharnitz), Partanum (Partenkirchen), und weiter auf doppeltem Wege, östlich über die Stationen: ad pontes Tes-senios oder Tesseninos (nach der Meilenzahl in der Gegend von Spatzenhansen beim Staffelsee zu suchen), und Ambra (wahrscheinlich Schöngeising bei Brnck an der Amper), wo die Augsburg-Salzburger Straße kreuzte; westlich über das unbekannte Coveliacae, Abudiacum (Epfach), wo die Straße von Pons Aeni nach Cambodunum (Kempten) kreuzte, und ad Novas (unbekannt). Eine dritte Hauptstraße führte von Veldidena aus, dem Laufe des Inns folgend, nach Pons Aeni, dessen Name in Psunzen fortlebt (Langen-pfuuzen am Inn, nordöstlich von Rosenheim), über die Zwischenstationen Masciacum (Matzen) und Albianum. Auch der Viustgau hatte seine Straße, die über Töll, Rablaud und Teriolis (Burg Tirol) zog. Durch das Pustertal führte die Straße, die Vipitenum mit Julium Carnicum (Znglio) verband, über Sebatum (St. Lorenz), Littamum (Jnnichen), Aguontum (bei Lienz) und Loncium (bei Mautheu).
In Pons Aeni kreuzte die Straße von Augsburg nach Salzburg, die sich großenteils noch heute verfolgen läßt, zuerst zwischen Althegnenberg und Jesenwang, dann über Gauting, Buchendorf, durch den Forstenrieder Forst, bei Baierbrunn über die Isar, durch den Grünwalder und Deiseuhoser Forst und über Hofolding. Die Stationen bis zum Inn sind: Ambra, Brata-nianum (wahrscheinlich am rechten Jsarnfer, südlich von Grünwald), Isunisca (bei Helfendorf). Nach Pons Aeni folgen Bedaium (Seebruck oder itt dessen Nähe) und Ariobriga (zwischen Teisendors und Traunstein). Juvavum (Salzburg) ward gleich den meisten norischen Städten unter Klaudius zur Stadt erhobeu und hieß daher J. Claudium.
Bei Helfendorf zweigte, wie man noch heute erkennt, eine Straße von Pons Aeni nach Regensbnrg ab, Erding, Moosburg und Gammelsdorf be-
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- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Bayern
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6. Das Land unter der Herrschaft der Römer.
rührend, während ein anderer Straßenzug, der von Pons Aeni über Turum und Jovisura mich Castra (wahrscheinlicher Regensburg als Passau) führte, sich nicht bestimmen läßt. Reginum, Castra Regina wird auch einfach als legio oder castra bezeichnet; neben diesen lateinischen aber muß auch der keltische Name des Ortes, Radasbona, Ratispona, fortgelebt haben, da ihn noch die mittelalterlichen Schriftsteller gebrauchen. Seit Mark Anrel war Regensburg das Standquartier einer Legion und der Hauptwaffenplatz im bayerischen Rätien.
Von Regensburg zog eine Straße über Abusina, Vallatum (wohl Oberstimm bei Manching), Summontorium nach Augsburg und weiter über Guntia (Güuzburg) und Celio Monte uach Cambodunum (Kempten). Abusina lag sicher bei Eining, wo das Lager jetzt aufgedeckt ist. In Abusina zweigte die Straße ab, die zwischen dem Grenzwall und der Donau nach Westen führte, über Celeusum (wahrscheinlich Psöring), wo man noch eine römische Befestigung sieht, Germanicum, Vetoniana (wahrscheinlich Nassen-fels), Biriciana (Weißenburg i. B., wo ebenfalls jetzt das Lager aufgedeckt ist), Iciniacum (Jtziug, nördlich der Lechmündung). Römische Inschriften finden sich in dieser Gegend ebenso wie um den Chiemsee und im Salzburgischen ziemlich zahlreich, während das Gebiet zwischen Inn und Lech an solchen arm ist.
Donanabwärts führte die Straße von Regensbnrg über Augusta, das wenig oberhalb, und Sorviodurum (oder Serviodurump), das bei Straubiug zu suchen ist; ferner über Quintana (Künzing mit Lager) und Pons Rensibus am Vilsübergang bei Bilshofen nach Castellum Boiodurum, der Innstadt bei Passau. Der Ort hieß auch Batavis nach einer hier liegenden Kohorte der Bataver und daraus ist Passau entstanden.
Von Boiodurum folgte die Straße dem Laufe der Donau über Stanagum oder Stanacum, das bei Engelhardszell, und Joviacum, das bei Schlügen unweit Haibach gesucht werden muß. Über das Kastell Lentia (Linz) erreichte sie dann Lauriacum (Lorch bei Enns), einen bedeutenden Platz, wiewohl er sich gleich Regeusburg wahrscheinlich nie zur Stadt aufschwang. Südwestlich von Lauriacum lag an der Traun die Colonia Aurelia Antoni-niana Ovilava (das heutige Wels). Von dort nach Juvavum war die Straße geführt wie heute und berührte die Stationen Tergolape (vielleicht Schwanstadt), Laciaca (Frankenmarkt) und Tarnanto, wenig unterhalb Neumarkt beim Wallersee. Sehr bevölkert war das Salzkammergut.
Neben diesen Hauptstraßen fehlte es nicht an Verbindungen von mehr-örtlicher Bedeutung, wie denn von dem Municipium Teurnia oder Tiburnia aus (St. Peter im Holz) sogar über die Kroutaueru ein Weg nach Gastein führte, von dem man noch heute in einer „Heidenstraße" bei Malnitz unzweideutige Spuren erkennt.
Unter Mark Anrel trat in der Verwaltung beider Provinzen eine Änderung ein: jede erhielt nun eine Legion, Rätien die dritte, Concordia
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8. Ausbreitung des Christentums in den bayerischen Landen.
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oder Italica, Norikum die zweite, Italica, die vorher Pia hieß, und deren Befehlshaber, die Legaten, vereinigten mit der militärischen auch die oberste Zivilgewalt, führten daher den Titel Legatus pro praetore. Diefe Umwandlung konnte nur dazu beitragen, den Gang der Rornanisierung der Bevölkerung zu beschleunigen, sie bildete den wirksamsten Hebel hiezu.
7. Die Römerstratze.
Von Hermann Liugg?)
1. Man spricht imdorf noch oft von ihr, Der alten drauß im tiefen Walde,
Sie zeige sich noch dort und hier,
Am Feldweg und am Saum der Halde.
2. Sie zieht herauf und steigt hinab, Es treibet über ihr die Herbe;
An ihrer Seite manches Grab:
So liegt sie brunten in der (Erbe.
3. (Es führt ob ihr bahin der Steg; Der Pflüger mit dem Iochgespanne Geht über ihren (Brunb hinweg
Und Wurzeln schlägt auf ihr die Tanne.
4. Der Römer hat sie einst gebaut Und ihr den Ruhm, die Pflicht, die Trauer, Der (Bräber Urnen anvertraut
Und seines Namens ew'ge Dauer.
5. Und heut', aus ferner Zeiten Nacht Bewegt es mich wie nahes Wehen,
(Ein Lichtstrahl, wie von selbst erwacht, (Ein Augenblick wie Geistersehen.
6. Mir ist, Kohorten schreiten bort Gepanzert nach dem Lagerwalle,
(Es tönt der Kriegstribunen Wort Vom Turm her zu der Tuba Schalle.
7. Und eine Villa glänzt am Strom, Wo Kähne Ianben, Sklaven lärmen ; Der Herr des Hauses seufzt nach Rom, Nach Tibur und nach Bajäs Thermen.
8. Jur Gruftkapelle brausen wallt, Mit Trauerspenben ihrem Sohne Das Grab zu schmücken, die Gestalt Der tiefverschleierten Matrone.
9. Der Prätor naht, vom Volk umringt, Liktoren zieh'n, behelmte Reiter —
Und wie sich Bilb mit Bilb verschlingt, Am Tag traumroanbelnb schreit’ ich weiter.
10. Da plötzlich ruft ein Laut mich wach, Ein (Erbgebröhn auf nahen Gleisen: Ich steh' am Kreuzweg; hier burchbrach Den Römerpfab der Pfab von Eisen.
11. Und bonnernb rollt der Wagenzug Vorbei den alten Meilensteinen Wie Blitz des Zeus und Geisterflug, Der (Erbe Völker zu vereinen.
8. Ausbreitung des Christentums in den bayerischen Canben, Grundlegung der bayerischen Kirchenverfassung.
Von Joseph Schlecht.2)
Das Blut der heiligen Märtyrer hat Bayerns Bobeu befeuchtet, bevor ihn eines Bayern Fuß betrat. Die Basilika der Hl. Afra in Augsburg, btc
l) Gedichte, 3. Band, S. 372 ff. Stuttgart 1869. I. G. Cotta.
*) „Bayerns Kirchen - Provinzen", S. 1 ff. München 1902. Allgem. Verl.-Ges.
1857 -
Emmerich
: Romen
- Autor: Viehoff, Heinrich
- Auflagennummer (WdK): 23
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
n
15000 V. Bedeutende Neste griech. Tempel. Schwefelhandel. Cal-
tanisetta, mitten auf der Insel, 15000 E. Siragosa (8)'ra-
eu8»e), 15000 (einst über 800000) E. Ruinen. Felsengrotte und
Felsengalerien. Catania, am Fuße des Aetna, 60000 E. Seest.
Univers. Alterthümer. Messina (Zancle, Messana), an der Str.
gl. N. 60000 E. Gewerbs- und Handelstadt.
Zn Sicilien gehören noch die Aegaden und die 11 Liparen.
Unter den letztern hat Volcano zwei thätige Feuerberge, Strom-
boli einen, der Flammen aussprüht.
§. 6. Mittel-Italien: Der Kirchenstaat mit der Nepnblik
St. Marino; Toskana.
Denkt man sich vom Po unter 29° O. eine Linie auf die Ost-
seite des Golfs von Genua zum Durchschnitte mit 44° N. gezogen,
so erstreckt sich Mittel-Italien von dieser Linie und dem untersten
Po an südwärts bis zur Gränze des Königreichs Neapel. Dieser
Theil Italiens enthält zwei Staaten: den Kirchenstaat und das
Großherzogthum Toskana. Die topischen und physikalischen
Verhältnisse sind gehörigen Ortes erwähnt. Man unterscheidet in
Mittel-Italien: a) Weidegegenden (in den Apenninen), >») Acker-
baugegenden, c) Gegenden der schlechten Luft (Ma rem men, längs
der Westküste, Versumpfungen der untern Flußgebiete, menschenleere
Ebenen, int Winter von zahlreichen Heerden durchzogen).
I. Der K i r ch e n st a a t. Der Boden ist im Allgemeinen frucht-
bar, doch schlecht angebaut; Gesittung, Industrie und Handel sind
keineswegs blühend. Unumschränkter Gebieter ist der Pabst. Der
Staat, 800 Q.-M. mit 3 Millionen E. wird eingetheilt in Nom mit
seinem unmittelbaren Gebiet (Comarca), 6 Legationen (Bologna,
Ferrara, Forli, Ravenna, Urbino, Velletri) und 13 Delegationen
(von denen Perugia, Spoleto, Viterbo und Macerata die größ-
ten sind).
1. D i st r i c t von No m. N o m, an beiden Seiten der
Tiber, 175000 E., Hpt.- und Nesidenzst. mit prächtigen und groß-
artigen Kirchen und Palästen (Peterskirche, Notonda, Vatikan, En-
gelsburg u. v. a.), bedeutenden Resten des Alterthums (Fora, Tem-
pel, Colosseum, Thermen, Kaiserpaläste, Obelisken, Grabmäler, Ka-
takomben u. s. w.), Kunstschätzen und andern Sehenswürdigkeiten.—
Zum District gehören noch Tivoli (Tibur), Albano (Alba
Longa) und Terracina (Anxnr) au: Ende der pomptin. Sümpfe.
2. Die Legationen und Delegationen. — Ferrara,
Fest, an einem Po-Arme, 24000 (ehemals 60000) E. llnivers.
Ariost's Grab. Bologna (Hononin), am Neno (Po), 72000 E.
berühmteste Univers. Blühender Handel und Gewerbfleiß. Ra-
venna, jetzt % M. vom adriat. Meere, 20000 E. Prächtige Kir-
chen. Dante's Grab. Der Hafen versandet. Forli (b'orum Livii),
24000’©. Univers. Salinen. R im i n i (Arimimim), nahe am
Rubicon (Küstenfluß) und am Meere, 18000 E. Urbino, an
1857 -
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: Romen
- Autor: Viehoff, Heinrich
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- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
— !! -
die Westabdachnng mit den reitendsten Gegenden Europas, wohlbe-
völkert; vulkanische Stellen. 4) Calabrien, die Halbinsel im W.
des jonischen M., ziemlich gut bevölkert und sehr fruchtbar: Palmen,
Zuckerrohr, schöne Pferde, Maulthiere, wandernde Schafe.
Städte: Neapel oder Napoli (Farthonope, Neapolis'), in herr-
licher Lage am Golf gl. N. über 400000 E. (worunter 80000 Lazza-
roni), Hpt. - und Rcsidenzst. Fest. Univers. Prächtige Gebäude.
Mittelpunkt der Industrie und des Handels. Am Golf liegen noch
Portici und Resina (über dem verschütteten Herculanum, 79 n.
Chr.); südlicher Castellamare (auf den Ruinen von Stabiä) und
Sorrento mit üppiger Begetation. Salerno, am Golf gl. N.
12000 E. Medicin. Schule. Kornhandel; berühmte Septembermesse
(Ruinen von Paestum). Capua, nördlich von Neapel, am Bol-
torno, 7* M. vom alten Capua, 8000 E. Fest. (Nahe bei den
Ruinen des alten Capua liegt St. Maria Maggiore). Gaöta,
feste Seest. 15000 E. Arpin o, 10000 E., Cicero's und Marius
Geburtöst. Weiter nach N.o. in Abruzzo liegen: Aquila, 13000
E., Teramo, 9000 E. und Chieti, 13000 E. Daun folgen in
Apulien: Foggia, 25000 E. Handel. Manfredonia, am
Meerb. gl. N., 5000 E. Bari, am Meere, 20000 E. Seehandel
(Oelauöfuhr). Brindisi (Bruntlusium) 6000 (einst 60000) E.
Der Hafen jetzt versandet. Otranto, an der Meerenge gl. N.,
3000 E. Felsenfestung. L e c c e, 22000 E., worunter viele Grie-
chen und Arnauten, eine der iudustriereichsten Städte des König-
reichs. Taranto (Tarentum), ant Golf gl. N., 16000 (einst
300000) E. Verschlammter Hafen. C o s e n z a, in Calabrien,
15000 E. Alarich's Begräbnis; (411 n. Chr.). Reggio (Ko^ium
Lepidi), an der Straße von Messina, 17000 E. Fabriken und Handel.
H. Das Königreich @i eilten. Sicilien hat int N.
waldentblößte Berge, gegen S. hügelige Hochflächen mit äußerst
fruchtbarem, gegen O. hin vulkanischem Boden (Aetna), und wasser-
reichen Flüßchen. Oceanisches Klima. Kein Sirokko. Der Pflan-
zenwuchs an den Küsten ist mannigfaltiger, als im Innern (wcßhalb?).
— Die über 2 Mill. starke Bevölkerung, abgesondert von der übri-
gen Welt, hat manche Eharakterzüge der alten Griechen bewahrt und
spricht eine mit Griechischem, Arabischem und Provenealischem ver-
mischte Mundart deö Italienischen. Der Ackerbau ist sehr vernach-
lässigt (eiist war S. die Kornkammer der Römer), das Innere
schlecht bevölkert. Der Bergbau ist unbedeutend trotz deö Reichthums
an Mineralien, der Binnenhandel durch Mangel an Communica-
tionömitteln gehemmt, der Seehaudel meist in den Händen der Aus-
länder, Fabriken nur in einigen Städten. — Die 7 Intendanzen sind
nach den nachfolgenden Städten benannt:
Palermo (Panormus) 190000 E. Hptst. Univers., befestigter
Hafen, bedeutender Handel. Trapani (Drcpanum), auf einer
Halbinsel an der Westseite, 25000 C. Fest. Industrie und Handel.
Korallenfischerei. Girgenti (Agrigentum), an der Südküste,
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: Romen
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— 13 -
den Apenninen, 7000 E., älteste Univers. Italiens. Raphael's
Gebnrtsst. Ankona, Fest, am Meere, 35000 E. Hafen, See-
handel. Loreto, nahe am Meere, 8000 E. Wallfahrtsort.
Macerata, 15ooo E. Univers. Perugia (?e, u«,»), auf
dem hohen Rande des Tiberthals, 1 Stunde vom Ufer, 30000 E.
Univers. See von Perugia (der trasimenische S.), wo Hannibal die
Römer schlug (217 v. Chr.) Spoleto, 7000 E. Aquäduct.
Vit erb o, 14ooo E. Gegen N.w. der Bolseua-See. Civita-
Vechia, Fest, am thrrhen. M. 8oo0 E. Station der päbstlichen
Flottille. — Pontecorvo, 7000 E. und Benevento, 14o00
E., Einschlußorte iin Königreiche Neapel.
Die Republik San Marino, isolirt auf steiler Höhe
gelegen, ist ein Enclave der Legation Urbino, und steht unter dem
Schutze des Pabstes; sie enthält auf l1/* Q.-M. 7500 E. St.
Marino, 6ooo E. Weinbau.
Ii. Das Großherzogthum Toskana, 4oo Q.-M.
mit ly* Mill. E. umfaßt zugleich die eiscnreiche Insel Elba nebst
5 kleinern Inseln und das frühere Herzogthum Lucca. Gebirgsge-
genden (Apennin), fruchtbare Thäler (besonders das reich bevölkerte
Arno-Thal), ungeheure Wiesenstrecken, meerwärts in Maremmen
übergehend. Volksbildung und Gewerbfleiß stehen weit höher als im
Kirchenstaat und in Unter-Italien. Verfassungsform monarchisch. —
Florenz, am Arno, 110000 E. Hpt.- und Residenzst., eine der
schönsten Städte Italiens, reich an Kunstwerken (die Mediceer im
15. Jahrh.), Geburtsort vieler berühmten Männer; bedeutende In-
dustrie und Handel. Pisa, zu beiden Seiten des Arno, 20000
(einst über 150000) E. Univers. Berühmte heiße Bäder. Schiefer
Thurm. Livorno, Fest, und Freihafen am Meere, 90000 E.,
worunter Griechen, Arnanten, Türken und über 16000 Juden, sehr
bedeutender Handelsplatz. Siena, 25000 (S. Univers. Architek-
tonische Denkmäler. Lucca, 24000 E. Seidefabrikation, Oelhan-
del. Porto Ferrajo, feste Stadt auf Elba, 3000 E. Napoleon.
§. 7. Ober- oder Nord-Italien: Modena, Parma, Sardinien,
das lombardisch -venetianische Königreich.
Ober- oder Nord-Italien besteht größtentheils aus
einem Tieflande, der Po-Ebene, an drei Seiten von Gebirgen um-
ringt, im N. und W. von den Alpen, im S. von dem ligurischen
Apennin, von weniger oceanischem Klima, als die eigentliche Halb-
insel, mit reichlicher natürlicher und künstlicher Bewässerung, frucht-
bar und wohlangebaut. (Weizen, Mais, Reben an Ulmen sich hin--
aufschlingend, Maulbeerbäume u. s. w.). Es umfaßt vier Staaten:
I. Herzogthum Modena, sich zunächst an Mittel-Italien schlie-
ßend, 110 Q.-M mit 600000 E., umschließt auch das wegen seines
Marmors berühmte Fürstenthum Massa-Carrara am Golf von
Genua. Monarchische Verfassung. — Modena (Butins) Hpt.- u.
1857 -
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- Geschlecht (WdK): Jungen
15
44vä° N.? — 3. Welche 28° O.? — 4. Vergl. Neapel mit Por-
tugal in Beziehung auf die Bevölkerungsdichtigkeit. — 5. Welchen
Italien. Staat berührt der Apenninenzug nicht? — 6. In welchem
liegt der Gran Sasso? — 7. In welcher Niederschlagszone liegt
jede der folgenden Städte: Palermo, Turin, Reggio (in Neapel),
Neapel, Florenz? — 8. In welchen Staaten Italiens ist die jähr-
liche Regenmenge am bedeutendsten? (s. phhs. Geogr. §. 38, Beson-
deres). — 9. Welche Winde sind vorherrschend in Italien? —
10. Welches Klima ist oceanischer, das der Ost- oder der Westseite?
— 11. Zn welcher Pflanzenzone gehört Italien? Welche Pflanzen-
arten charakterisiren dieselbe? — 12. Welche der gewöhnlichen Pflan-
zenregionen fehlt auf den Apenninen? — 13. Zn welcher Race,
Varietät und Barietätsabtheilnng gehören die Bewohner der Halb-
insel? Charakteristische Merkmale dieser Abtheilung. — 14. Welche
der genannten Städte liegen'am tyrrhen. Meere? welche am Golf
von Genna? — 15. Wie viel Uhr ist es in Cordova, wenn es in
Livorno Mittag ist? — 16. Welche Stadt hat eher Mittag: Cagli-
ari oder Turin? — 17. Welche Stadt in Spanien liegt mit der
Südspitze Siciliens am nächsten unter demselben Breitenkreise? —
18. Welche portugies. Stadt hat mit Benevento ungefähr gleiche
nördl. Breite? — 19. Welche spanische Seeprovinz liegt ungefähr
zwischen denselben Breitenkreisen, wie die Halbinsel Calabricn? —
20. Directe Entfernung Madrid's von Neapel. — 21. In wie viel
Zeit würde zufolge der bloßen Erdrotation (d. h. wenn die Erde
nur diese Bewegung hätte) Cordova der Stelle, wo sich jetzt Paler-
mo befindet, am nächsten sein?— 22. Welche der genannten Städte
liegen am adriatischen Meere? — 23. Wie heißen die Seestädte an
den Küsten von Sicilien? — 24. Welche der genannten Städte lie-
gen am Po und seinen Nebenflüssen? welche am Arno?— 25. Nach
welcher Himmelsgegend liegt von Nom aus u) Elba, b) Corsika,
c) Sicilien, d) Malta, i>) Perugia, s) Genua, g) Ankona, !>) Nea-
pel, >) Cagliari? — 26. Reihenfolge der italien. Staaten (mit
Ausschluß des lombard.-viknetian. Königr.) nach der absoluten Bevöl-
kerung. — 27. Reihenfolge der italien. Residenzstädte nach ihrer Ein-
wohnerzahl. — 28. Vergl. die Summe der Bevölkerungen von Rom,
Turin und Florenz mit der Bevölkerung von Neapel. — 29. Stellt
n) die als Handels- und Fabrikstädte, >») die als Festungen, c) die
als Universitäten bezeichneten Städte Italiens zusammen. — 30. Nennt
die Geburtsörter von Cicero, Marius, Raphael. — 31. Wo ist Ala-
rich begraben worden? — 32. Mit welchem Orte des nordwestl.
Spaniens läßt sich Loreto als Wallfahrtsort vergleichen?
§♦ 8. Die Staaten der griechischen Halbinsel.
Die griechische Halbinsel, im weitesten Sinne, umfaßt das
Königreich Griechenland, die europäische Türkei und
das Fürstenthum Montenegro, zu denen wir noch die Re-
publik der jonischen Inseln hinzuzählen können. — Hinsicht-
1836 -
Leipzig
: Schumann
- Autor: Andree, Karl
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102
Allgemeine Erdkunde.
in den Pyrenäen, geht über Carcassonne, und mündet südlich von
Bezieres, gleich den folgenden Strömen in den Golf von Lyon
(besser Löwenbusen). — Der Hérault; Q, am Esperon in den
Cevennen im Garddepartement; M. unterhalb Agde.— Der Rhone;
£1. am Furcaberge im östlichen Wallis unfern von den Rhein-
quellen, fließt durch den Genfer-See, tritt bei Genf aus demselben,
macht die Gränze zwischen Frankreich und Savoyen, geht über
Lyon, Valence, Avignon, Beaucaire, Tarrascon und Arles, unter-
halb welcher Stadt er nach einem 100 Meilen langen Laufe mündet.
Nebenflüsse. Rechts: der A in kommt vom Jura im Jura-De-
partement, M. einige Meilen im Osten von Lyon; Laus 18 Meilen. —
Die S aone, der beträchtlichste Zufluß , entspringt in den Bogesen, geht
über Vesoul, Chalons, Auxoime, wo sie schiffbar wird, Ma^on; M. bei
Lyon. Ihr bedeutendster Nebenfluß ist der Doubs, der in dem nach ihm
benannten Departement vom Jura herabkommt, über Pontarlicr und
Besancon geht, hier bereits lange schon schiffbar ist (von Beaume ab);
M. oberhalb Chalons; Lauf 36 Meilen. Dem untern Laufe des Rhone
fallen rechts Ardèche, 12 Meilen, und oberhalb Beaucaire der Gard
zu; Lauf 18 Meilen. — Links empfangt der Rhone: die Isère; Q.
am Mont Jseran in Savoyen, schiffbar vvn Grenoble ab; M. unterhalb
Valence; Lauf 30 M. — Die Drome; Ob. im Departement der Ober-
alpen; Mündung im Süden von Valence; Lauf 11 Meilen. — Die D er-
rance; Ob. auf dem Mont Genevre, geht über Briançon; M. unterhalb
Avignon; Lauf 36 Meilen.
Der Var entspringt auf der Gränze der französischen Depar-
tements der Unteralpen und Savoyens, macht im untern Theile
seines Laufes die Gränze zwischen Frankreich und Italien, und
mündet einige Stunden westlich von Nizza.
8. 468. Aus Italien fließen dem mittelländischen Meere
von der Mündung des Var bis zu jener des Arno nur unbedeu-
tende Küstenflüsse zu. — Der Arno, Toskanas Hauptstrom, geht
über Florenz, wo er für kleine Fahrzeuge schiffbar ^wird, und mün-
det nach einem 28 Meilen langen Laufe unterhalb Pisa. — Der
O m brone, ebenfalls in Toskana, mündet unterhalb Grossetto mit-
ren in der Maremme von Siena ins Meer. •— Die Tiber, der
Hauptstrom in Mittel-Italien, hat ihre Quelle in der Nahe von
St. Albonigo im nordöstlichen Toskana, fließt unfern von Perugia,
über Rom, wird hier schiffbar; M. bei Ostia; Lauf etwa 36 Mei-
len. — Der Garigliano; Q. auf der Südostgränze des Kir-
chenstaates südlich von Palestrina, geht über Pontecorvo; M. in
den Busen von Gaeta; Lauf 18 Meilen. — Der Vo lturno;
Q. westlich von Jsernia, geht über Capua; M. mehre Meilen un-
terhalb dieser Stadt in den Busen von Gaöta; Lauf 20 Meilen.
— Der Sele fällt in den Busen von Salerno. — Die größten
Ströme auf Corsica, sämmtlich nicht schiffbar, sind der Golo
und Travignano, die beide nach Osten fließen; auch die auf Sor-
dini en, wie der Tirso und die Flu m end osa, sind es nicht.
Aus Sicilien empfängt das mittelländische Meer, der afrikanischen
Küste gegenüber, den Salso.
469. Inch ionische Meer fallen aus Sicilien: die
Giaretta, der größte Strom der Insel; M. im Süden von Ca-
tania. In den Busen von Tarent münden: der Basiente; Q.
1836 -
Leipzig
: Schumann
- Autor: Andree, Karl
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- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Ii. Physikalische Geographie.
im Nordwesten von Potenza; Lauf 14 Meilen, und derbran-
dano, Lauf 16 Meilen. —
§. 470. Ins adriatische Meer fallen von Italien aus:
Der Ofanto; M. nordwestlich von Barletta; Lauf 17meilen.—
Der Candelari, nordwestlich von der Ofantomündung. — Der
Eronto auf der Gränze Neapels und des Kirchenstaates. —
Der Metauro; M. unweit von Fano. — Der S avi o und
Ronco im nordöstlichen Theile des Kirchenstaates sind eben so
unbedeutend.
§. 471. Der Po; Q. am Südostabhange des Monte Viso
in den cottischen Alpen, geht über Turin, wo er schiffbar wird,
Casale, unfern von Pavia, über Cremona und Guaftalla; M. in
vier Armen: der nördliche ist der Hauptarm, heißt Po Maestro
und macht die Gränze zwischen dem Kirchenstaate und dem öster-
reichischen Italien; die drei anderen Mündungen sind: der Po di
Ariano, Po di Volano und Po di Primaro; Lauf88meilen.
Der Po empfängt aus den Alpen sowohl als Apenninen eine große
Anzahl von Nebenflüssen, unter denen am wichtigsten sind: Rechts:
der Tañar o; Q. in den Scealpen, geht über Älessandria und nimmt
unterhalb dieser Stadt kurz vor seiner Mündung die Bormida auf. —
Die Trebbia; M. oberhalb Piacenza. — Die S ecchia, Hauptfluß in
Modena. — Der Reno fließt westlich von Bologna vorüber; M. ober-
halb Ferrara. — Links die Dora ripeva, M. in Turin. — Die
Dora baltea; Q. am St. Bernhard, geht über Pvrea. — Die S e-
sia; Q. a>n Südostabhange des Monte Rosa; M. unterhalb Casale. —■
Der Tessino oder Ticino; Q. am St. Gotthard, fließt über Bellin-
zona, durch den Lago maggiore, macht nach seinem Austritte aus dem-
selben die Gränze zwischen Piemont und dem österreichischen Italien; M.
unterhalb Pavia. — Die Adda; Q. nördlich von Bormio, fließt durch
das Veltlin, über Sondrio in den Lago di Como, tritt aus dessen öst-
lichem Ende, dem Lago di Lecco, heraus, geht über Lodi und Pizzighe-
tone; M. unterhalb dieser Stadt westlich von Cremona. — Der Oglio,
geht durch den Lago d'jseo; M. unterhalb Gazzuolo. — Der Mincio
kommt aus einem zur Ortelesgruppe gehörenden Berge, fließt durch den
Garda-See und mündet unterhalb Mantua, das er berührt.
8- 472. Die Etsch oder Adige; am Gebatsch-Gletscher,
in der ötzthaler Gletschergruppe ohnweir Glurns; sie fließt in der
Nähe von Meran und Botzen, über Trient, Noveredo und Verona,
und mündet bei Porto Fossone; Lauf 48 Meilen.
Nebenflüsse. Bei Botzen die Ei sack, die vom Brenner kommt,
und bei Meran der Passe per.
Die Brenta ist ein Abfluß des Caldonazzo-Sees im Süd-
osten von Trient, fließt über Bassano, unfern von Padua, und
fällt in zwei Armen, der Brenta morta und der Brenta
nuova in die Lagunen von Venedig; Lauf 20 Meilen. — Der
Bacchiglione geht über Vicenza und Padua. — Die Piave
kommt von den tyroler Alpen vom Belloberge im Süden von
Lienz, fließt über Belluno; M. bei Eortelazzo; Lauf 26 Meilen.—
Der Tagliamentó; Lauf 19 Meilen. — Der Jsonzo; Q. am
Lvestabhange des Terglou, geht über Görz und Gradiska in Jlly-
rien; M. östlich von Aquileja in den Busen von Triest.
8- 473. Am östlichen Gestade des adriatischen Meeres
fallen in dasselbe: die Kerka; Q. auf der Gränze von Dalmatien,
1836 -
Leipzig
: Schumann
- Autor: Andree, Karl
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
324 Allgemeine Erdkunde.
Gewalt betrauet sind; an der Spitze stehen 2 Gonfalonieri, die
3 Monate im Amte bleiben. Einnahme etwa 30,000 Gulden. Der
ganze Staat hat etwas mehr als 1 □))?. Flächeninhalt und 7000 E.
Davon kommen auf die Stadl San Marino, die auf dem gleich-
namigen Berge liegt, 5000, auf die vier Dörfer, die besonders
Seidenzucht, Wein- und Oelbau treiben, 2000 Einwohner.
4. Großherzogthum Toscana.
Lage und Gränzen. — Flächeninhalt 395 H)M., mit
etwas mehr als 1,300,000 E. Im N. und O. die Apenninen, an
den Küsten die ungesunden Maremmen, namentlich die von Siena,
die jetzt trocken gelegt wird; sonst das Klima gut. — Zum adria-
tischen Meere fließen Reno, Lamone rc.; zum mittelländischen Ma-
gra, Secchio, Arno, Ombrone, Tiber. — Produkte: Kastanien,
Wein, Flachs, Südfrüchte; Eisen besonders auf Elba, Seidenzucht.
— Viel Seidenst, Strohhutflechterei, Seife, Florentiner Lack k.
Einkünfte etwa 1\ Mill.; Schulden, keine; Regierung
absolut monarchisch; Landmacht 5500 Mann. 3 Orden. Ein-
teilung in Compartimenti.
1. Compartimento di Fir e n z e mit beinahe 600,000 E. — Firenze oder
Florenz (Florentia), zu beiden Seiten des Arno, mit nahe an 90,000 E.,
ist eine der schönsten Städte aus Erden, hat eine Menge Paläste, Kunstsamm-
lungen und Unterrichtsanstalten, Bibliotheken; der Dom mit der Kapelle der
Medici; Sammlungen von Alterthümern; Fabriken in Seide, Lack, Strohhü-
ten, Wollen- und Baumwollenwaaren. — Fiesole und Volterra mit cy-
klopischen Mauern; die letztere auch mit berühmten Alabasterbrüchen. — Pi-
stoja am Ombrone, 10,000 E. ; Gewehrs.
2. Arezzo, mit 200,000 E. — Arezzo, 9000 E., Dom; Petrarca's
Geburtsort. — C ortona, eine kleine Stadt mit cyklopischen Mauern und,
wie Chiusi, etruskischen Alterthümern.— Monte Pulciano, vortrefflicher
Wein. —
3. Siena mit 130,000 E. — Siena (Sena Julia) mit etwa 20,000,
im Mittelalter, als es selbstständig war, 100,000 E. ; Dom, Universität und ei-
nige andere wissenschaftliche Anstalten, Tuchfabriken. —
4. Grosseto mit 60,000 E. — Diese Provinz begreift den größten
Theil der Maremmen und ist daher nur schwach bevölkert. Salzschlämmereien. —
5. Pisa mit Piombino und der Insel Elba, mit 300,000 E. —
Pisa am Arno, hatte im Mittelalter als Republik und Nebenbuhlerin Vene-
digs wohl 150,000, jetzt etwa 20,000 E. Dom; der schiefe Thurm; ^Univer-
sität; die Luminaria; die Bäder von St. Giuliano; das Kameelgestüt San
Rossorio. Fabriken und Handel sind nicht mehr bedeutend. — Livorno
(Portus Herculis Labronis), hübsche Stadt am mittelländischen Meere, mit
66,000 E., worunter 15,000 Juden, blühete auf, als der Hafen von Pisa ver-
sandete; mit einigen Festungswerken, ist eine der bedeutendsten Handelsstädte in
Europa; hoher Leuchtthurm, der noch auf der Ostküste Corsicas sichtbar ist.
Wechselhandel und Ausfuhr von Landesprodukt n; der Hauptverkehr geht nach
der Levante und nach Odessa am schwarzen Meere. — Piombino am gleich-
namigen Meereskanale, ist befestigt, 4000 E. —
Die nordwestlich vom Hauptlande zwischen Lucca, Parma, Modena und
dem Genuesischen liegenden Enclaven heißen die toscanische Lunigiana.
Die Insel Elba, die durch den Kanal von Piombino vom Festlande ge-
trennt liegt, hat etwa 7 Lüm. und 14,000 E. ; unerschöpflicher Reichthum an
Eisen. — Hauptstadt Porto Ferrajo, Hafen, 4000 E. Als der Kaiser
Napoleon hier lebte, ließ er eine Landstraße bauen.